aktuelle Kabinettausstellung
„Mein Gott, was haben wir gemacht, dass du uns verlassen hast?“. Diese Worte flüsterte die am 16. Oktober 1923 in Aurich geborene Hannelore Wolff fassungslos angesichts der erlebten Grausamkeiten in der Viehauktionshalle in Weimar in jener Mainacht des Jahres 1942. Von hier aus werden sie, ihre Mutter und zwei Brüder unter hunderten Thüringer Jüdinnen und Juden in Vernichtungslager in Polen deportiert. Dort werden Millionen jüdischer Mitmenschen, darunter die Familienangehörigen von Hannelore Wolff, ermordet. Als eine der wenigen Überlebenden des Holocaust wird sie Jahrzehnte später als Laura Hillman in ihrem Buch „Ich pflanze einen Flieder für dich“ darüber Zeugnis ablegen.
Die gleichnamige Fotoausstellung zeigt synästhetische Momente des musikalischen Gedenkens des Erfurter Ensembles The String Company an jene Verbrechen in der Ruine der 2015 durch Brandstiftung zerstörten Viehauktionshalle und zitiert die Erinnerungen von Laura Hillman an die Nacht vor gerade einmal 83 Jahren.
Darüber hinaus wollen Musiker und Fotograf symbolischen Widerstand leisten gegen zunehmende Gewaltbereitschaft, Intoleranz und einen erstarkenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft.
Archiv - Sonderausstellung
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Gezeigt werden Sammlungsgegenstände mit ihrer Herkunftsgeschichte. Sie wurden größtenteils in den vergangenen Jahren neu erworben. Oder sie kamen aus Nachlässen und als Schenkungen ins Museum. Die Ausstellung wird laufend mit weiteren und neuen Dingen bestückt. So wird sichtbar, was das Museum sammelt, bewahrt und vermittelt. Ein Beispiel:
Stövchen – das Gesellenstück von Friedrich Jentsch
Friedrich Gottfried „Fritz“ Jentsch wurde 1879 in Aurich geboren. Hier betrieb sein Vater Friedrich Jentsch seit 1869 eine Töpferei. Er hatte die Pfeifenfabrik am Hafen, Lindenstraße 37, gepachtet. 1883 wurde das Anwesen an die Ostfriesische Landschaft verkauft. 1884 zog die Familie mit der Werkstatt um in die Georgstraße 25. Sohn „Fritz“ Jentsch erlernte das Töpferhandwerk beim Vater. 1898 fertigte er sein Gesellenstück: das Stövchen mit Feuerteste. Als „Pötter-Jentsch“ blieb er in Aurich bekannt. Später war er als Bademeister in der Städtischen Badeanstalt am Neuen Hafen tätig.
Das Stövchen – ein Ausstellungsstück der Stadtkultur
Das 1898 gefertigte Gesellenstück wurde in der Familie aufbewahrt. Schließlich befand es sich bei der Enkelin Ilse Arndt in Osnabrück. 2009 las sie „Das Objekt des Monats Juli“ in der Auricher Zeitung. So erfuhr sie von zwei Stövchen aus der Werkstatt Friedrich Jentsch. Darauf gab sie das Erbstück als Leihgabe ins Museum nach Aurich. Hier wurde es erfasst, ausgestellt und an die Enkelin zurückgegeben.2013 wurde es erneut für die Ausstellung „Tonspuren“ ausgeliehen. Wieder kehrte es zu seiner Besitzerin zurück. Sie verfügte, dass es 2018 aus ihrem Nachlass ins Historische Museum gegeben wurde.
115.
1517 wurde Aurich erweitert: Die „Neustädter Straße“ führte von der Osterstraße zum nördlichen Wall. Handwerker und Kaufleute siedelten sich an, unter ihnen jüdische Händler und Schlachter. Unter Bürgermeister Christian Blanke entstand ein zusätzlicher Gang, die Blanken Warf. Von hier in Richtung Wallmühle wurden kleine bezahlbare Häuser errichtet,
die kleineren Handwerkern und Händlern eine Existenz ermöglichten.
1870 erhielt die Straße ihren heutigen Namen „Wallstraße“. Auricher und Auricherinnen sprachen von der „Jödenstraat – Judenstraße“. Heute weist die große Anzahl der Stolpersteine, die in der Wallstraße verlegt wurden, darauf hin, dass hier einst jüdische Familien lebten. Seit Ende Januar 1940 war der größere Teil der noch in Aurich ansässigen jüdischen Familien insbesondere hier in wenigen Häusern der Wallstraße gesammelt untergebracht. Von hier aus waren sie ihres Zuhauses beraubt, aus Ostfriesland vertrieben,
in die Vernichtungslager abtransportiert und ermordet worden.
Die Ausstellung will Geschichte(n) aus der Auricher Wallstraße erzählen.
Sie zeigt alltägliche und besondere Gegenstände, die mit Erlebnissen
und Erinnerungen verknüpft sind. Im Mittelpunkt stehen zwei Sammler:
Elisabeth Janssen, geboren 1927 und aufgewachsen im Wohn- und
Geschäftshaus „Colonialwaren A. J. Dieken“ in der Wallstraße 26,
und Karl-Heinz Langhoff, geboren 1943 in Berlin und aufgewachsen
im Wohn- und Gasthaus „Halber Mond“ in der Wallstraße 42. Gemeinsam
mit anderen vermitteln die beiden Sammler ihre Sicht auf die Dinge und
auf die Geschehnisse.
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Wasserwege waren schon immer Handelsstraßen und spätestens die Industrielle Revolution forderte künstliche Wasserstraßen. Kanäle wurden gebaut, ihre Ufer mit Wegen ausgestattet, Plattbodenschiffe entwickelt. Kanalschiffe waren „Treidelschiffe“. Sie wurden mit Tauen von Menschen oder Pferden „getreidelt“ – plattdeutsch „getreckt“. „Treckfahrtskanal“ hieß deshalb 1799 der erste Abschnitt zwischen Aurich und Emden.
Weiter ging‘s 1869 nach der Einweihung des preußischen Marinehafens. Bis nach Wilhelmshaven sollte der „Treckfahrtskanal“ begradigt und vertieft fortgeführt werden. Die „Kesselschleuse“ in Emden und das „Kukolorum“ in Rahe bei Aurich wurden angepasst. Für den Verlängerungsabschnitt mussten weitere Schleusen eingeplant werden.
Der neue „Ems-Jade-Kanal“ wurde 1888 eingeweiht. Er diente dem Transport von Kohle aus dem Ruhrgebiet, von Ziegeln aus dem Emsland sowie von Torf und landschaftlichen Produkten aus der Region. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden jährlich zwischen 100.000 bis 200.000 Tonnen auf dem Kanal befördert. Danach übernahm der Bund die Unterhaltung. Der Ausbau des Straßengüterverkehrs jedoch minderte die Bedeutung. Heute leben auf und am Ems-Jade-Kanal Freizeit und Sport.
Erfahren Sie mehr über die Geschichte und Bedeutung des Ems-Jade-Kanals
im Blog für ost-friesische Geschichte.
Hier geht es zu dem Blogbeitrag: http://ostfrhist.hypotheses.org/?p=219
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1972 sollte die Gebietsreform Aurich größer machen. 21 Bürgermeister unterschrieben den Gebietsänderungsvertrag für das neue Aurich. Mitte der 70er Jahre erklärte Niedersachsens Innenminister Rötger Groß: „Aurich wird mit Sicherheit den Regierungssitz verlieren.“ Dass infolge der Verwaltungsreform Behörden aus der Stadt abzogen, war allen klar. Aus Sorge vor Arbeitslosigkeit und dem damit einhergehenden Kaufkraftverlust gründete sich die Bürgerinitiative „Rettet Aurich jetzt“ und rief zu Demonstrationen auf.
Bei der Recherche in Archiven und Bibliotheken stießen wir auf brisante Themen, die noch heute Aktualität besitzen. Es geht um Willy Brandts Ost-West-Politik und um seinen Besuch in Aurich, um die Olympiade und den Terrorismus, um Umweltschutz, Ölkrise und Atomkraft, um Bauernprotest und Preispolitik sowie um das moderne Familienleben zwischen der Auseinandersetzung mit dem § 218, einer freien Kindheit und selbstbestimmten Jugend.
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Eine Ausstellung zum FrauenORT Aurich
„Wivedag, Kramvisite, Puppvisit.“ Wie war‘s früher, wenn in Ostfriesland ein Kind geboren wurde? Mädchen kamen in schwarzen Kleidern, Jungen im „swart Packje, en swart Vörhemd mit Witt um Hals“ in die Kirche. Wie wurde Konfirmation gefeiert? Später ging‘s darum, eine Familie zu gründen. Was ist ein „Hochzeitsbitter“? Trug die Braut schwarz oder weiß?
Diese und weitere Fragen beantwortet unsere neue Ausstellung. – Dabei hilft uns die Volkskundlerin Ingrid Buck bzw. ihr Archiv: Ingrid Buck erforschte das Brauchtum in Ostfriesland. Sie sammelte die dazugehörigen Erinnerungen und Gegenstände. Die Volkskundlerin Ingrid Buck wurde am 10. Dezember 1913 in Aurich geboren. Sie starb am 15. Mai 1996 und wurde auf dem Friedhof in Aurich bestattet. Seit 2018 ist ihr der FrauenORT Aurich gewidmet.
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Wir blicken zurück auf das, was uns prägte: Der Kalte Krieg teilte die Welt, die Berliner Mauer Deutschland. Die Beatles eroberten die Charts, die Hitparade unsere Wohnzimmer. Junge Männer trugen lange Haare, junge Frauen Minirock. Studenten protestierten für Freiheit und Gerechtigkeit. Auricher Schüler*innen demonstrierten gegen die Notstandsgesetze.
Woran erinnern wir uns?
Was finden wir in der Museumssammlung?
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Zwei gebürtige Ostfriesen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung: Johannes Müller-Diemitz vermittelte Wissenswertes über den Obstanbau, Ingrid Buck sammelte Wissenswertes über den Alltag der Menschen in Ostfriesland. Beide widmeten sie sich der Erforschung von Gartenbau, Ernte und Verarbeitung sowie dem Verzehr von Früchten.
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Peter Veckenstedts Leidenschaft richtet sich auf das Produktdesign der Firma BRAUN in Frankfurt am Main, wo der Sammler zwischen 1971 und 1973 gearbeitet hat. Die Firma wurde 1921 von Max Braun als Werkstatt für Apparatebau gegründet. Seit 1929 produzierte BRAUN Rundfunk- und Phonogeräte. In den 50er-Jahren erweiterte sie ihre Produktpalette u. a. um Rasierer, Haartrockner, Haushaltsgeräte, Feuerzeuge und Uhren. BRAUN beschäftigte namhafte Designer. Lange leitete Dieter Rams die Produktgestaltung.
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Moin liebe Kinder, ich bin der Kasper! Wünsche einen schönen Tag für Damen und Herrn. Habt ihr mich denn alle gern? Da kommt die Hexe Huckebein ...
Der Kasper ist die Hauptfigur des Handpuppentheaters. Er trägt eine Zipfelmütze und meist ein buntes Kleid. Seine Nase ist auffallend groß und manchmal auch rot. Seine Freunde heißen Seppel und Gretel.
Heute zählt das Kaspertheater zum Kinderspiel. Das war nicht immer so. Zuschauer des Puppentheaters waren früher Erwachsene. Der Jahrmarktskasper fungierte als derber Spaßmacher.
Die Sammlung Ursula Uecker kam im Jahr 2003 in das Museum. Sie umfasst rund 500 Objekte: Handpuppen, Köpfe und Kleider. Die Puppen wurden jetzt aufgearbeitet, die Köpfe gereinigt und die Kleider repariert. Erstmals wird die Sammlung in einer Sonderausstellung gezeigt.
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Ostfriesisches Brauchtum heute
Seit dem 8. Juni ist Aurich frauenORT Ingrid Buck. Wir erinnern an die Volkskundlerin, die vor 50 Jahren am 8. Juni 1968 zur Landschaftsrätin gewählt wurde. Ingrid Buck erforschte u. a. das ostfriesische Brauchtum.
Die Klasse 3 a der Grundschule Wallinghausen mit ihrer Lehrerin Margret Aden widmete dem Thema ein Projekt.
Die Ergebnisse haben die SchülerInnen hier für Sie ausgestellt.
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Die Sammlung Christa Kraemer
Die Bibel schien mir und scheint mir heute noch die reichste poetische Quelle aller Zeiten zu sein. Sie ist wie ein Echo der Natur, und ich habe danach gestrebt, dieses Geheimnis weiterzugeben. (Marc Chagall)
Marc Chagall wurde 1887 in Witebsk im heutigen Weißrussland geboren und im chassidischen Glauben erzogen. 1930 wurde er von seinem Pariser Verleger beauftragt, die „Bilder zur Bibel“ zu schaffen. Dafür reiste der Künstler nach Ägypten, Palästina und Syrien. Von 1931 bis 1939 arbeitete Chagall an seinen Bibelmotiven. Vor der antisemitischen Bedrohung floh er mit Frau und Tochter im Sommer 1941 ins Exil in die USA. 1948 kehrte Chagall nach Frankreich zurück und vollendete von 1952 bis 1956 seine „Bilder zur Bibel“. Das Historische Museum zeigt 40 der zumeist farbigen Lithografien. Sie schaffen einen fantasievollen Zugang zum Alten Testament: Neben der Schöpfungsgeschichte begegnen wir den großen Frauengestalten Sarah und Esther, Mose, den Propheten Jesaja, Jeremias und Daniel sowie den Königen David und Salomo.
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Die Deutsche Demokratische Republik ist heute ein Kapitel bundesdeutscher Geschichte. Sie entstand aus der Teilung Deutschlands nach dem Kriegsende 1945. Die DDR wurde am 7. Oktober 1949 als „sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern“ gegründet. Ihre Verfassung folgte der Lehre des Marxismus-Leninismus. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) stellte die Regierung. Die friedliche Revolution im Herbst 1989 leitete das Ende des zweiten deutschen Staates ein.
Die Ausstellung thematisiert die politische Entwicklung. Sie veranschaulicht den Alltag der DDR-Bürger, auch für die nachwachsende Generation. Zeitzeugen bringen Erfahrungen ins Bewusstsein zurück. War die DDR ein Unrechtsstaat? Erinnerungen an die Berliner Mauer und den „real existierenden Sozialismus“ aus der Sicht von DDR-Bürgern und ihren Besuchern aus dem Westen regen zur kritischen Auseinandersetzung an.
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Flucht oder Auswanderung, Flüchtling oder Vertriebener?
Woher kamen und kommen die Menschen?
Warum verließen und verlassen sie ihre Heimat?
Wie verlief ihre Flucht? Wie wurden sie aufgenommen?
Werden sie bleiben?
Diese Fragen stellten sich Schüler und Schülerinnen der Hermann-Tempel-Gesamtschule in Ihlow.
Sie wurden unterstützt vom Historischen Museum und
von Angelika Enders im FSJ-Projekt 2015/16.
Sie lasen Fluchtschilderungen und Zeitungsartikel.
Sie sprachen mit Flüchtlingen und Vertriebenen.
Sie befragten Menschen, die heute mit Flüchtlingen arbeiten.
Mit ausgewählten Exponaten, Interviews und Collagen vermitteln die Jugendlichen einen Eindruck davon, mit welchen Schwierigkeiten Flüchtlinge zu kämpfen hatten und haben.
Am Ende des Ausstellungsbesuchs erhebt sich die Frage:
Gehen wir mit Flüchtlingen heute anders um als gestern?
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Jahrhundertelang waren Reisende von und nach Aurich mit Fuhrwerk und Pferdegespann unterwegs. Später ermöglichten Treckfahrt-kanal, Staats- und Kleinbahn sowie das Automobil neue Reiseziele. Mit Hilfe von Reise-büros, Reiseführern und Autoatlanten ließen sich Geschäfts-, Bildungs- und Erholungsreisen planen, und der Reisekoffer nahm auf, was unterwegs benötigt oder als Souvenir nach Hause zurück gebracht wurde.
Unsere Ausstellung ist Teil eines Gemeinschaftsprojekts.
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Was ist eine Stadt? Zunächst einmal unterscheidet sich die Stadt durch ihre Größe und Struktur vom Dorf. Manche Stadt wurde planmäßig auf der grünen Wiese oder einem günstig erscheinenden Platz angelegt, die meisten jedoch wuchsen aus kleinen Kernen. Handel, Gewerbe, Industrie und Verwaltung prägten ihre Entwicklung. Im Miteinander schufen ihre Bewohner Regeln des Zusammenlebens.
Im Mittelalter hob manche Stadt sich bereits durch ihr
äußeres Erscheinungsbild vom Umland ab. Da gab es Stadtmauern, Stadttore, einen Kirchturm, den Marktplatz, Handwerker und Kaufleute. Regelmäßig kamen die Bauern des Umlands in die Stadt, um deren Bewohner mit Lebensmitteln und sich mit Gütern, die man selbst nicht produzieren konnte, zu versorgen. Davon profitierte die städtische Wirtschaft, davon lebten die Bürger. Ihre Freiheit, ihr Recht auf Eigentum und ihr Verlangen nach Mitbestimmung prägten das Werden der Stadt.
Geografisch definiert sich „Stadt“ ab 2000 Einwohnern. Mittlere Städte zählen zwischen 20.000 und 40.000 Einwohner. Historisch wurde die „Stadt“ aus dem mittelalterlichen Stadtrecht abgeleitet und beinhaltete dann das Marktrecht, das Münzrecht, das Recht auf Selbstverwaltung, die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Freiheit der Stadtbürger, das Recht auf Besteuerung, die Gerichtsbarkeit, das Zollrecht sowie das Recht zu Einfriedung und Verteidigung.
Heute zählt Aurich zu den Mittelzentren. Spuren der Stadtwerdung werden für Aurich historisch, kulturell und archäologisch aufgedeckt.
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Die Geschichte der Schürze beginnt im Mittelalter und führt bis ins 20. Jahrhundert. Das Historische Museum Aurich hat Schürzen unterschiedlicher Herkunft und Funktion gesammelt. Getragen wurden sie von Frauen, Kindern und Männern und zwar nicht nur zuhause sondern auch in der Landwirtschaft, im Beruf und in der Schule. Schürzen für Männer sind selten, denn sie wurden in der Regel verbraucht und entsorgt. Schürzen für Jungen sind größtenteils den ersten Lebensjahren zuzuordnen. Schürzen für Mädchen und Frauen wurden überwiegend selbstgenäht. Viele von ihnen sind bestickt oder mit Spitzen besetzt. Mit ihnen kommt die Erziehung der Töchter zu Fleiß und Hygiene im Haushalt zur Sprache. Manche Frau hat ihre Schürze später bewusst abgelegt.
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Seit 30 Jahren wird in der Alten Kanzlei Geschichte und Kultur gesammelt und ausgestellt.
Räume und Inhalte sind erweitert. Ausstellungen geben Einblicke in die
Geschichte Aurichs, Ostfrieslands und Europas, die 100. Sonderausstellung zeigt „Jubiläums-Erinnerungen“. „Jubiläum“ ist abgeleitet vom alttestamentlichen „Yovel“. Die katholische Kirche feiert das „Jubeljahr“ oder auch das „Heilige Jahr“, an dem der Papst einigen Gläubigen einen vollständigen Ablass gewährt. Jüdische Gemeinden feiern alle 50 Jahre ein Erlassjahr mit Schuldenerlass und Besitzausgleich für alle Israeliten. Protestantische Kirchen in lutherischen und reformierten Gemeinden feiern seit 1617 ihr Reformationsjubiläum. „Jubiläum“ ist die Wiederkehr eines besonderen Ereignisses. Gefeiert werden Geburts-
und Hochzeitstage, Jahre der Zugehörigkeit zu einem Betrieb, einer Institution
oder einem Verein. Erinnert wird an die Gründung einer Firma, an den Amtsantritt oder an ein politisches Ereignis. Jubiläumsfeiern sind verbunden mit Geschenken und Auszeichnungen, die späteren Generationen gezeigt werden.
Kritisch anzumerken ist, dass Geschichte in Jubiläen nicht nur bewahrt sondern oftmals der eigenen Absicht entsprechend auch gestaltet wird.
Kritisch zu hinterfragen ist:
- Was wird hervorgehoben?
- Was wird verschwiegen?
- Welche Wirkung haben Bräuche der Festkultur?
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1914 hatte Aurich rund 6000 Einwohner, ein Fünftel gehörte dem Militär an. „Mit Gott für König und Vaterland, 1813“ stand auf dem Helm der Offiziere und erinnerte an den Sieg über Napoleon. Siegesgewiss wurden Söhne und Väter mit dem Ostfriesischen Regiment im August an die Front geschickt. Bis Weihnachten waren viele eines anderen belehrt. Aurich war Lazarettstadt. Bereits in den ersten Kriegsmonaten wurden in den Kasernen und im Reserve-Lazarett über 1.000 Verwundete medizinisch versorgt. In den Hotels „Brems Garten“ und „Adams Konzertgarten“ wurden Krankensäle eingerichtet. Die Kirchengemeinden sammelten für die Verwundeten und für die Frontsoldaten. Frauen packten Feldpostpakete. 1917, im vierten Kriegswinter, fehlte es an allem.
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Das Hemd für die Nacht ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Ob die neue Gewohnheit, ein Nachthemd zu tragen, der Prüderie des Bürgertums im Biedermeier gezollt war, sei hier einmal dahingestellt. Träger und Trägerin folgten hygienischen Überlegungen. Das neue Kleidungsstück war weiß, wurde aus Leinen- oder Baumwollstoff genäht und konnte in die Kochwäsche.
In festgelegter Anzahl gehörten Nachthemden zur Brautausstattung. Sie wurden mit dem Monogramm oder mit einem Wäschezeichen bestickt. Etwa seit 1870 zierten Spitzen die Hemden der Frauen und Mädchen. Männernachthemden waren weit geschnitten und sahen aus wie Oberhemden, selbstverständlich ohne Hemdbrust und ohne steifen Kragen.
Kopfbedeckungen für die Nacht wurden nicht nur, aber auch der Kälte wegen getragen. Die Form der Schlafmütze für Knaben und Männer war die Zipfelmütze. Mädchen und Frauen setzten zur Nacht Stoffhauben, Strick- oder Häkelmützen auf und banden sie unter dem Kinn zu.
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Wir erinnern an die älteste von drei Töchtern der Familie Irmgard und Dr. Albrecht Neddersen in Aurich. Hier wuchs sie auf am Ostertorplatz, begleitete den Vater bei Hausbesuchen und besuchte die Höhere Töchterschule. Von hier aus ging sie ins Mädchenpensionat nach Dresden, an die Landwirtschaftliche Frauenschule nach Hildesheim und an die Logesschule nach Hannover. 1936 heiratete sie den zwölf Jahre älteren Landgerichtsrat Ernst-August Buck, der 1944 im Kriegslazarett starb. Mit 31 Jahren war Ingrid Buck Mutter und Kriegerwitwe. Nach dem Krieg arbeitete sie ehrenamtlich bei der Ostfriesischen Landschaft in der Arbeitsgruppe Volkskunde und Brauchtum, deren Leitung sie 1968 übernahm. Ostfrieslandweit waren die Mitglieder unterwegs. Mit Hilfe der Fragebögen erforschten sie Lebenslauf, Jahreslauf, Kleidung, Nahrung, Wohnen, Handwerk und Landwirtschaft. Die Ergebnisse mündeten in Ausstellungen, die im Prunkzimmer der Ostfriesischen Landschaft gezeigt wurden. Ingrid Buck begleitete die Entwicklung der ostfriesischen Museumslandschaft. Sie wirkte mit, dass die Sachgutsammlung 1994 in das Historische Museum Aurich gegeben wurde. Ausgewählte Gegenstände wurden zu Exponaten in der Dauerausstellung über Aurichs Stadt- und Ostfrieslands Kulturgeschichte.
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Die Ausstellung zeigt Wiederentdecktes von lokalen Dachböden. Sie wurde vom WPK Geschichte des 8. Jahrgangs der IGS Waldschule Egels, in Kooperation mit dem Historischen Museum Aurich, gestaltet.
Was gibt es zu sehen?
Zu entdecken gibt es recht unterschiedliche Sachen, Dinge, die es früher im Haushalt gab, und die heute keine Verwendung mehr finden. Dazu gehören ein Commodore 64, ein Grammophon und ein Reisebesteck. Aber auch Herzensgegenstände werden gezeigt, die der Besitzer aus den Augen verloren hatte, wie Puppen, Kinderhörspiele und Porzellanpfeifenköpfe.
Wie sind die Schüler/innen vorgegangen?
Zuerst haben sie sich in der Gruppe besprochen und einen Plan erstellt, wo man überall Schätze aufstöbern könnte. Um eine möglichst große Bandbreite an Schätzen zusammenzustellen, wurde auch Kontakt zu Verwandten und Lehrkräften aufgenommen. Nachdem die Fundstücke zusammengetragen waren, wurden sie und alle weiteren Aufgaben, die nicht direkt mit den Ausstellungsstücken verbunden waren, verteilt. Damit begann eine lange Phase der Recherche. Hintergründe und Informationen wurden in Büchern und im Internet aufgespürt. Anschließend wurden die Texte geschrieben, die nun die Ausstellungsstücke begleiten. Als besonders interessant werten die Schüler/innen das silberne Reisebesteck, welches vermutlich von einer Dame um 1900 am Gürtel getragen wurde, den Commodore 64, der als PC aus technologisch-historischer Perspektive zu betrachten ist sowie sein Vorfahre die Schreibmaschine.Die Schüler/innen freuen sich darauf, Ihnen ihre Fundstücke aus der Zeitgeschichte zu präsentieren.
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Seit ihrem Erscheinen ist die Barbiepuppe Kontroversen ausgesetzt. Für viele verkörpert sie ein überholtes Frauenbild. Die Puppe mit dem scheinbar makellosen Körper als Rollenspielzeug und Identifikationshilfe für heranwachsende Mädchen zu sehen, fällt ihren Gegnern schwer. Die Ausstellung zeigt Barbie als Vorbild und Zeugin der rasanten beruflichen Entwicklung der Frau beginnend in den 50er Jahren: Aus der Modedesignerin ist die Astronautin geworden. Mit ihrem Blick auf die Berufswelt der Frau knüpft Barbie an frauengeschichtliche Forschungen und Ausstellungen im Historischen Museum Aurich an.
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Als einer von 54 Ausstellungsorten beteiligt sich das Historische Museum der Stadt Aurich am Projekt TON-SPUREN. Nach einer Idee von Dipl. Bibliothekarin Ulrike Steinmetz, der Vorsitzenden des Kulturvereins „Freundeskreis Immenhof“ e. V. aus Marsberg im Sauerland, und unter ihrer Koordination laden Museen und Galerien 2013 zu einer kulturgeschichtlichen Rundreise ein. Alle Orte bieten abwechslungsreiche Gelegenheiten, eines der ältesten Handwerke und Kunstfertigkeiten des Menschen zu entdecken.
Zu diesem Anlass wurden keramische Gegenstände aus dem Auricher Museumsmagazin geholt. Vieles wird nun der Öffentlichkeit erstmals gezeigt: Die Auricher Museumsstücke erinnern an den Fayence-Fabrikanten Conrad Wilhelm Meyer, den „Pötter“ Friedrich Jentsch und den Künstler Friedrich Büschelberger. Mit Ton aus Plaggenburg und Middels wurden vor 200 Jahren am alten Auricher Hafen Tonpfeifen en Gros fabriziert. Vorrats- und Milchtöpfe, Gugelhupf- und Flammeri-Formen, Teekannen und Stövchen wurden in Aurichs Töpfereien auf der Scheibe gedreht. In der Stadt wie auf den Dörfern waren sie in allen ostfriesischen Haushalten vorhanden.
Anderes gehört zweifelsohne immer zum Museumsrundgang: Die Trichterbecher aus dem Großsteingrab „Butter, Brot und Käse“ zählen zu den ältesten Keramiken Ostfrieslands. Große Kugeltöpfe aus dem Mittelalter erinnern an ein Dorf, das im Großen Meer versank. Fliesen mit Tier- und Pflanzenbildern wurden von den Mönchen im Kloster Ihlow gefertigt. Ein großer Fayenceteller war Teil des Hochzeitsservice, das die Prinzessin Sophie Wilhelmine von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth anlässlich ihrer Hochzeit mit dem Fürsten Karl Edzard Cirksena ins Auricher Schloss mitbrachte.
Ergänzt wird die Ausstellung mit Tonskulpturen der in Kirchdorf geborenen Gerda Dinkgräve. Sie entstanden als kreative Erinnerung an „Mien Kinnertied – meine Kindheit in Aurich“.
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Tropische Schmetterlinge, Passionsfalter und Baumnymphen leben im Schmetterlingspark Buchholz. Gleichzeitig fliegen jeweils um die 600 Schmetterlinge aus 35 Arten. Wolfgang Loerzer ist Mitglied des Fördervereins für das Historische Museum der Stadt Aurich. 2011 besuchte Wolfgang Loerzer mit dem Fotoforum Aurich den Schmetterlingspark Buchholz. Fasziniert von ihrer Schönheit und Vielfalt, möchte er mit seinen Fotografien unsere Lust wecken, den Schmetterlingen in der Nordheide einen Besuch abzustatten.
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Flurnamen sind Eigennamen. Sie bezeichnen Äcker, Wiesen und Weiden, Erhebungen und Senken, Gewässer und Wege, aber auch Kulturdenkmäler wie Kirchen und Verteidigungsanlagen, außerdem wirtschaftliche Anlagen wie zum Beispiel Ziegeleien. Darüber hinaus können sie sich auf die Form, die Größe und den Besitzer eines Landstückes beziehen.
Die Flurnamensammlung der Ostfriesischen Landschaft umfasst ca. 72 000 Flurnamen. Die Bewahrung dieser Flurnamen ist Heinrich Schumacher, dem ehemaligen Leiter des Katasteramtes, zu verdanken, der mit einer Arbeitsgruppe von 1975 bis 1984 alle ostfriesischen Flurnamen gesammelt hat. Das Ergebnis dieser Arbeit ist ein sechsbändiges Werk, in dem die Flurnamen mit ihren Hoch- und Rechtswerten erfasst sind. Die Flurnamen wurden zudem in Grundkartenblätter 1:5000 eingetragen und mit Begleitblättern versehen, vorhanden im Bestand der Landschaftsbibliothek Aurich und dort einzusehen.
Daran anschließend wurde die Datenbank der Flurnamen Ostfrieslands entwickelt, in der alle Flurnamen georeferenziert erfasst sind. Schumachers Nachfolger Herbert Troff veranlasste die Verknüpfung der Datenbank mit den digitalisierten Karten der Katasterverwaltung sowie die Kartendarstellung der Flurnamen im Internet.Diese Flurnamensammlung bildet die Basis für die Arbeit des Projekts „Flurnamendeutung“, das seit September 2009 besteht und das von der Ostfriesischen Landschaft, dem Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen - Regionaldirektion Aurich - (Katasteramt Aurich) und dem Niedersächsischen Landesarchiv – Staatsarchiv Aurich getragen wird. Die Arbeitsgruppe des Projekts besteht zurzeit aus 32 Mitarbeitern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, alle Flurnamen Ostfrieslands zu deuten. Etwa 10 000 Flurnamen sind bereits erklärt worden.
Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch diese Arbeit.
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Das Textilgeschäft Meyer Sternberg gehörte vor 1933 zu den bedeutenden Kaufhäusern unserer Stadt. Wegen ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinde musste die Familie Sternberg während der Nazi-Zeit aus Aurich fliehen. Der jüngste Sohn, Hans Sternberg hat 2009 die Geschichte seiner Familie veröffentlicht. Rainer Wehlen hat jenen Teil, der die Zeit in Aurich betrifft, ins Deutsche übersetzt und mit der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft-Ostfriesland herausgegeben.
An der Gestaltung des Buchumschlags arbeiteten zwei Kunstkurse der Integrierten Gesamtschule Aurich-West unter Anleitung von Ellen Röttger und Horst Reinders. Die Entwürfe der Schüler und Schülerinnen werden nun in der Abteilung „Ostfriesland in Kriegsnöten“ in Bild und Text ausgestellt. Sie zeigen die gedankliche und künstlerische Auseinandersetzung von Jugendlichen mit dem zeitgeschichtlichen Thema.
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1862 als Männerturnverein gegründet, steht der MTV in der Tradition der Deutschen Turnbewegung und geht wie andere Turnvereine zurück auf den nicht unumstrittenen „Turnvater Jahn“. Friedrich Ludwig Jahn hatte das Turnen – seinem Lehrer Johann Christoph Friedrich Gutsmuths folgend – in den Dienst der nationalen Wehrerziehung gestellt.
Auch in Aurich blieb die Turnbewegung von politischen Einflüssen nicht unberührt. Die Ausstellung zeigt, wo bewusst andere Entscheidungen getroffen und neue Entwicklungen gefördert wurden: die Gründung der freiwilligen Turnfeuerwehr 1885, die Einführung des Frauenturnens 1907 und des Coronarsports für Herzpatienten 1982. Sportlicher Eifer und die Freude am Sport dokumentieren sich in Texten, Bildern und Exponaten aus dem Besitz der Vereinsmitglieder.
Das Historische Museum Aurich zeigt Gegenstände, Schriftstücke und Fotografien zur Sportgeschichte.
Die Ausstellung ist zusammengestellt zum 150. Jubiläum des MTV Aurich.
Sie wird gezeigt bis zum 9. September 2012.
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Die Ausstellung ist der Auricher Beitrag zur Initiative „frauenORTE Niedersachsen“. Das Historische Museum Aurich zeigt Schriftstücke und Fotografien aus dem Nachlass von Dr. med. Hermine Heusler-Edenhuizen, darunter auch ihre Promotionsurkunde. Zitate aus ihrer Autobiografie – 1997 erstmals von ihrem Großneffen Dr. Heyo Prahm herausgegeben, mittlerweile in vierter überarbeiteter Auflage erschienen – veranschaulichen den Bildungsweg der ersten deutschen Frauenärztin.
Hermine Edenhuizen war Schülerin in Pewsum, Emden und schließlich in Berlin, wo sie als 22-Jährige an Helene Langes Gymnasialkursen teilnahm. 1898 machte sie ihr Abitur. Trotz des Widerstandes gegen die Zulassung von Frauen an Universitäten, nahm sie ein Medizinstudium auf. Da sie als Frau kein Recht auf Immatrikulation besaß, schrieb sie sich als Gasthörerin ein, bat jeden Professor persönlich um Hörerlaubnis. Sie studierte in Berlin, Zürich, Halle und Bonn. 1903 beantragte Hermine Edenhuizen, zum medizinischen Staatsexamen zugelassen zu werden. Sie bekam die Approbation, schrieb ihre Doktorarbeit und promovierte im Herbst „summa cum laude“. Dr. Hermine Heusler-Edenhuizen wurde die erste deutsche Frauenärztin.
Gemeinsam mit der Gemeinde und dem Burgmuseum Pewsum erinnert das Historische Museum Aurich an die bedeutende Ostfriesin, die am 16. März 1872 im ostfriesischen Pewsum geboren wurde. Während in Pewsum die Tochter der Gemeinde und die Tätigkeit der Ärztin vorgestellt wird, zeigt Aurich ihren Bildungsweg. Die Ausstellungen unterstützen die Absicht des Landesfrauenrates, das Leben und Wirken historischer Frauenpersönlichkeiten einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen und der Frauengeschichte einen festen Platz im Spektrum kulturtouristischer Angebote zu verschaffen. Seit 1998 wird im Historischen Museum Aurich Frauengeschichte erforscht, ausgestellt und vermittelt. Die 23 Bild- und Texttafeln wurden von Museumsleiterin Brigitte Junge konzipiert und von Museumsgrafiker Peter Marx gestaltet.
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Einblicke – Was ist Museum?
8. Oktober 2011 - März 2012
Die Ausstellung gibt Aufschluss darüber, wie im Museum gearbeitet wird. Die Idee entstand bei der Registrierung des Museums. Wir wollen Sie teilhaben lassen an unseren Überlegungen und Entscheidungen. Die Ausstellung setzt fort, was wir 2009 unter dem Thema „Müssen wir das alles sammeln? – Ein Blick hinter die Kulissen“ gezeigt haben.
Das Historische Museum Aurich leistet seinen Beitrag zur Stadtkultur. Dabei kooperiert es mit den kulturellen Institutionen in Stadt und Region. Es ist den klassischen Museumsaufgaben „Sammeln, Bewahren, Ausstellen und Vermitteln“ verpflichtet und hat sich 2007 erfolgreich an der Museumsregistrierung beteiligt.
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Rund 100 Besucher konnten wir am Eröffnungstag begrüßen. Die meisten kamen mit Hut. Die Herren trugen Zylinder und Bowler, Homburg, Borsalino oder Schirmmütze, und auf den Köpfen der Damen war von der selbst gefertigten Schute über die Kapotte passend zum Herbst besonders der Filzhut in seinen vielfältigen Formen und Ausschmückungen vertreten.
Museumsleiterin Brigitte Junge nahm die Zuhörer mit in die Auricher Stadtgeschichte mit Hut: 1961 hatte Aurich noch drei Hutgeschäfte, 1956 waren es fünf und um 1900 sogar acht. Das Hut- und Putzmachergewerbe hatte in der ostfriesischen Beamtenstadt ein gutes Auskommen. Für das 19. Jahrhundert belegen Dokumente im Staatsarchiv, dass niemand ohne Konzession seine Hüte verkaufen durfte. Handel und städtisches Handwerk waren geschützt. Wie in allen ostfriesischen Städten sorgte in Aurich die „hochlöbliche Königliche Landdrostei“ dafür, dass die Bürger ihr Auskommen hatten. Und wie überall in Deutschland ging man auch in Aurich „nicht ohne Hut aus dem Haus“. Das taten die Ostfriesen auch noch, als sich der Huthandel bei der Düsseldorfer Hutmesse 1956 veranlasst sah, „die hutlose Mode“ zu beklagen. Der Vorstand der ostfriesischen Putzmacherinnung entgegnete, für Ostfriesland wäre diese Klage wertlos. In fast allen illustrierten Zeitungen, auch in den Tageszeitungen, würden stets nur behütete Frauen gezeigt.
Anschließend führte Museumsmitarbeiterin Margret Fiebig-Drosten durch die Geschichte der Mode. Sie eröffnete den Reigen mit den Kindern des Kaiserreichs: Beele trug eine Helgoländer Haube, gefertigt aus Baumwollbatist, verziert mit Biesen und Spitzen. Sönke kam in einem Matrosenhemd, das einst in der kaiserlichen Seehafenstadt Wilhelmshaven getragen wurde. Auf dem Kopf trug er einen Strohhut, dessen Hutband an die „MS Bremen“ erinnerte. Es folgte das Paar der Biedermeierzeit, gekleidet wie wir es auf G. A. Lehmanns Kupferstich „Aurich von der Wasserseite gesehen“ sehen. Die Dame trug die beliebteste Kopfbedeckung dieser Zeit, die Schute. Der Mann kam in Schwarz mit Zylinder. Ihnen folgte ein junges Paar mit Kapotte und Bowler für die Zeit nach der Reichsgründung 1871. Mit Filzhüten der frühen 1960er Jahre endete die Modenschau und begann der Besuch in der Ausstellung. Zwischen den historischen Hüten hinter Glas sah man bewegte Hüte auf den Köpfen der Frauen. Auch das war stilecht: während die Dame ihren Hut auf dem Kopf behielt, trug der Herr den seinen in der Hand.
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Meta Leefkens, geboren 1944 in Zaanstreek in den Niederlanden, arbeitet seit 1986 als Kunsthandwerkerin. In ihrem Atelier in Wijhe verarbeitet sie das Stroh verschiedener Getreidesorten, wie Weizen, Roggen, Hafer und Gerste.
Seit 1989 fertigt Meta Leefkens Strohhüte nach eigenen Entwürfen
Das Flechten von Stroh besitzt eine alte Tradition. Seit Tausenden von Jahren werden getrocknete Pflanzenfasern überall auf der Welt zu Flechtwerk verarbeitet. Ursprünglich dienten die von Hand geflochtene Figuren und Gefäße als Dank für eine gute Ernte oder auch als Glücksbringer und sollten die Geister günstig stimmen.
Heute sind die alten Flechttechniken vielerorts in Vergessenheit geraten. Durch maschinelle Erntemethoden sehen wir auf unseren Feldern keine Garben mehr. Die Weiterverarbeitung von Stroh zu Flechtwerk ist ein Kunsthandwerk geworden.
Die Niederländerin Meta Leefkens verarbeitet biologisch angebautes Getreide. Sie legt Wert darauf, die Halme selbst zu ernten. Nach dem Trocknen werden die Halme nach Dicke sortiert. Bevor die Künstlerin mit dem Flechten beginnt, wird das Stroh etwa eine Stunde lang in Wasser eingeweicht. So werden die Halme geschmeidig und können anschließend in unterschiedlicher Weise verflochten werden.
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Frauen & Mädchen in den 50er Jahren
Arbeitsgruppe Geschichte am Gymnasium Ulricianum
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Die Lambertikirche im Blick von Künstlem und Fotografen
Die Lambertikirche feiert ihren 175. Geburtstag. Ihre Geschichte ist älter: Graf Moritz von Oldenburg stiftete eine Kirche, um die herum die mittelalterliche Marktsiedlung zur Stadt heranwuchs. Der Lambertiturm wurde Aurichs Wahrzeichen, die alte Kirche später durch einen klassizistischen Bau ersetzt; beides lieferte nicht nur ortsansässigen Künstlem beliebte Motive. Gezeigt werden u.a. Gemälde und Druckwerke von Martin Betzou, Conrad Bernhard Meyer, und Siel-Freystedt. Zeitgenössische Fotografie richtet ihren Fokus vorzugsweise auf den Menschen: Ann Sophie Lindström, Studentin der Fachhochschule Kunst und Gestaltung Hannover, begleitete Kantor Winfried Schmidt bei seiner Lebensaufgabe. Ihre Bilder sind Porträt am Ende seines Arbeitslebens. Der Fotokreis im MTV Aurich zeigt einzelne Gemeindemitglieder, fasziniert vom ehrwürdigen Turm sowie vom Wirken in und mit ihrer Kirche.
15.05.2010 - 19.09.2010
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Die Sammlung Anna von Campe
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Männergesangsverein Frisia Aurich
1884 – 2009
12.03.2009 - 17.05.2009
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Wir tragen Schürze
Aus dem Alltag der Frau
08.03.2009 – 06.12.2009
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Erinnerungen an die Kindheit im 20. Jahrhundert
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Vom Roten Eiserapfel bis zur Ananas Renette
09.09.2007 – 09.12.2007
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Ein Künstler 1945/46 in Ogenbargen
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von Kinderhand gemacht
Arbeiten in der Museumspädagogik
21.03.2007 – 29.04.2007
75
Auricher Ansichten
Geschichte(n) auf Postkarten
08.07.2006 – 11.03.2007
74
Hand-Taschen mit Geschichte(n)
08.03.2006 – 14.05.2006
73
Weihnachtliche Erinnerungen
26.11.2005 - 27.11.2005
72
Schätze des Mittelalters
Archäologische Funde aus Ostfriesland
08.05.2005 – 11.12.2005
71
Bodenpersonal – putzen kann jede(r)
Eine Ausstellung des Zentrums für Frauengeschichte Oldenburg
08.03.2005 – 17.04.2005
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Bemalte Quadrate – Die Fliese
Aus der Sammlung Horst Arians
27.03.2004 – 31.10.2004
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Mirta Rosenberg
Tan lejos tan cerca - so weit weg und doch so nah
20.09.2003 – 28.11.2003
68
Die Friesische Freiheit des Mittelalters
15.06.2003 – 14.09.2003
67
Freimaurer - Symbole – Logen
Briefmarken aus der Sammlung Günther Hentzsch
06.05.2003 – 26.05.2003
66
Spitzen – durchbrochen und verflochten
Historische Spitzen aus Museen und Sammlungen
08.03.2003 – 18.05.2003
65
Ein Denkmal steht selten allein
zur Geschichte der Alten Kanzlei in Aurich
08.09.2003
64
Aufgetischt
von der fürstlichen Tafel ... bis in die Nissenhütte
12.05.2002 – 05.01.2003
63
Das kurze Leben der Jüdin Felice Schragenheim
Eine Ausstellung zur deutschen Geschichte
08.03.2002 – 05.04.2002
62
Nimm gütig an dies klein Geschenk
Widmungs- und Andenkenporzellan aus Auricher Familien
04.07.2001 – 30.12.2001
61
Freimaurer in Aurich
Die Loge Frisia zum Upstalsboom
20.05.2001 – 22.07.2001
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Blaues Wunder – Stoffdruck
aus der Blaudruckerei Georg Stark, Jever
10.02.2001 – 04.06.2001
59
Rotkäppchen kommt
MärchenBilder aus alter Schulzeit
11.07.2000 – 01.10.2000
58
Theaterkostüme
aus dem Fundus der Ostfriesischen Landschaft
08.07.2000 – 30.07.2000
57
Filmplakate
von Margrit und Peter Sickert
01.06.2000 – 22.06.2000
56
Gerd Sieben Janßen
Orgelbauer in Aurich
21.05.2000
55
Schriftkultur
Die Sammlung Friedrich Soennecken
15.04. – 22.06.2000
54
Auricher Frauenleben nach 1945
08.03.2000 – 16.03.2000
53
Zum Auricher Apfeltag
07.10. – 21.10.1999
52
Der Struwwelpeter
Sieh einmal, hier steht er...!
20.07.1999 – 21.10.1999
51
Scherenschnitte aus ostfriesischen Familien
Der Silhouetteur Caspar Dilly in den Jahren 1827 bis 1841
05.02.1999 – 15.07.1999
50
Die jüdische Welt
Alltagsleben – Brauchtum – Feste – Feiertage
12.05. – 21.06.1998
49
Als Friesen Preußen waren
Auricher Bürger – aufgeklärt und preußisch?
10.05. – 12.10.1997
48
Der Friesische Pokal
15.03. – 04.05.1997
47
Vor 55.000 Jahren
15.02. – 13.04.1997
46
Krippen
gesammelt und gebastelt
28.11.1996 – 19.01.1997
45
Ein Gymnasium und seine Stadt
350 Jahre Ulricianum Aurich
20.09.1996 – 03.11.1996
44
Aus alten Truhen und Schränken
Kleer van uns Vörollen
21.03.1996 – 25.08.1996
43
Volkstümliche Holzkunst
- nicht nur zur Weihnachtszeit
28.11.1995 – 18.02.1996
42
Begegnungen
14.10.1995 – 05.11.1995
41
Insel der Geborgenheit
Leben und Überleben einer jüdischen Schule im Nationalsozialismus
27.05.1995 – 17.09.1995
40
Wilhelm Busch
populär und unbekannt
25.02.1995 – 07.05.1995
39
seit 15.000 Jahren ...
Die archäologischen Funde von der mittelostfriesischen Geest
15.10.1994 – 08.01.1995
38
Heimische Pflanzen rund um Aurich
Eine Sammlung landschaftstypischer Arten von Kurt Johannsen
02.07.1994 – 18.09.1994
37
Alte Fliesen
30.04.1994 – 12.06.1994
36
Meine Puppe lieb ich sehr
27.11.1993 – 04.04.1994
35
Friesische Uhren und ihre Handwerker
18.09.1993 – 07.11.1993
34
Daß fürstliche Residentz Schloß zu Aurick
20.06.1993 – 05.09.1993
33
Rudolf von Jhering
1818 - 1892
20.02.1993 – 09.05.1993
32
Jagdtechniken der Steinzeit
Eine Ausstellung von Studenten der Universität Hamburg
30.09.1992 – 10.01.1993
31
Wasser für's Haus
30.05.1992 – 30.08.1992
30
Zinnfiguren
08.02.1992 – 10.05.1992
29
Rund um die Schallplatte
Eine Ausstellung des Technischen Museums Dresden
12.10.1991 – 12.01.1992
28
Zinn
Formen ostfriesischer Zinngießer
29.06.1991 – 15.09.1991
27
Ostfriesland - Völsprakenland
schreiben – sprechen – sehen – hören - lesen
20.04.1991 – 09.06.1991
26
Naive Malerei
Der Auricher Uhrmacher Gerhard Steen
16.02.1991 – 07.04.1991
25
Porzellan
aus Auricher Familien
17.11.1990 – 27.01.1991
24
In't Hörn bi't Für
Skizzen ostfriesischen Volkslebens
05.07.1990 – 07.10.1990
23
Spurensuche
Die Stadtgrabungen in Aurich 1976 - 1989
17.03. – 17.06.1990
22
Bilder, die wir anders sehen
03.02.1990 – 25.02.1990
21
175 Jahre Ev.- reformierte Kirche Aurich
Zur Geschichte der Reformierten in Ostfriesland
12.11.1989 – 21.01.1990
20
Die Feuerwehr
Gott zur Ehr‘, dem Nächsten zur Wehr
29.07.1989 – 01.10.1989
19
Lichtbilder – Lichtspiele
Anfänge der Fotografie und des Kinos in Ostfriesland
10.06.1989 – 17.07.1989
18
... zum Nutzen und zur Wohlfahrt Unserer Stadt
450 Jahre Bürgermeisterverfassung der Stadt Aurich
08.04.1989 – 28.05.1989
17
Altes Spielzeug - gesammelt in Auricher Familien
Wisst ihr noch mein Räderpferdchen
17.12.1988 – 17.03.1989
16
Das Ende der Juden in Ostfriesland
Ausstellung aus Anlass des 50. Jahrestages der Reichskristallnacht 1938
09.11.1988 – 30.11.1988
15
Haim Beerenstein
Malerei - Zeichnungen - Radierungen
04.09.1988 – 30.10.1988
14
... vom überaus großen Nutzen schiffbarer Kanäle ...
475 Jahre künstliche Wasserwege in Ostfriesland
25.06.1988 – 28.08.1988
13
Tannenhausen
- ein Ort mit Geschichte
09.04.1988 – 12.06.1988
12
Ostfriesland um 1900
Eine fotografische Reise
28.11.1988 – 10.01.1988
11
Janosch
Kunst - gemalt, gezeichnet, gekritzelt
03.10.1987 – 15.11.1987
10
Tee
Geschichte - Kultur - Zeremoniell in Ostfriesland
17.06.1987 – 13.09.1987
9
125 Jahre Turnen und Sport in Aurich
02.05.1987 – 14.06.1987
8
Fahrrad
Heute wie vor hundert Jahren mit Vergnügen Fahrrad fahren
14.03.1987 – 20.04.1987
7
... da geht die Post ab
vom Boten zum Satelliten
13.12.1986 – 15.02.1987
6
Jugend macht Museum
25.10.1986 – 30.11.1986
5
Friedrich Büschelberger
ein Künstler in Ostfriesland
01.07.1986 – 30.09.1986
4
... vertrieben nach Aurich
Zur Erinnerung der Vertriebenen 1945 - 1950
19.03.1986 – 17.06.1986
3
Das Leben einer Frau im Barock
Eberhardine Sophie
10.12.1985 – 09.03.1986
2
Lambertikirche Aurich
150 Jahre Lamberti-Gemeinde
04.10.1985 – 10.11.1985
1
Berühmte Auricher
Ausgewählte Persönlichkeiten
05.06.1985 – 29.08.1985